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New study page: Introduction to Dogen

We are pleased to introduce a new study page to our website, a series of videos by Hoko Karnegis, Vice Abbot of Sanshin Zen Community.

These videos provide a background for the study of Dogen Zenji.

If you have plans to study Dogen’s writings, or if you are planning to attend a genzo-e retreat, this material is recommended for your use.

Please visit our new study page:
https://dogeninstitute.wordpress.com/introduction-to-dogen/

Ichsüchtige Motivation

Extrahiert aus The Zen Teaching of Homeless Kodo
English version: Self-Centered Motivation

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KODO SAWAKI:
Gutes tun kann schlecht sein. Manche Menschen tun Gutes, damit sie selbst gut dastehen.

KOSHO UCHIYAMA:
Nehmen Sie mal an, jemand besucht Leute in Langzeitpflege, bringt Geschenke und sagt: “Ich möchte Ihnen dabei helfen, Krankenpflege zu bekommen und Sie sich so angenehm wie möglich zu erholen.” Dann lässt er sich für ein politisches Amt aufstellen, und sagt während des Wahlkampfs, “Freut mich, Sie kennenzulernen! Ich unterstütze Patienten im ganzen Land. Falls ich gewinne, setze ich mich daran, für Sie bessere Anlagen zu errichten.” Er gewinnt und wird Politiker. Während er daran arbeitet, für Patienten bessere Anlagen zu errichten, nimmt er Schmiergelder und stopft sich die eigenen Taschen voll. Unterstützt er die Patienten, oder nutzt er sie aus? Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich bedaure, dass dies oft der Weg der Gesellschaft ist. Wir sollten uns selbst nach uns selbst beurteilen, als ob wir am Jüngsten Tag alleine vor Gott stünden.

In Japan sind wir zur Zeit von der Regierung enttäuscht, denn es gibt kaum welche, die ihren Reichtum der Politik widmen, so wie in den Meiji und frühen Taisho Zeiten. Jetzt gebrauchen die meisten Politiker ihre politischen Aktivitäten dazu, ihren persönlichen Besitz zu bereichern. Die Religion ist genauso.

Je nachdem, ob wir des persönlichen Profits wegen an Religion glauben, oder unseren gewinnsüchtigen Geist des Glaubens wegen loslassen, ändert sich die Bedeutung unserer Praxis vollkommen. Der Erstere ist ein Ketzer, welcher Gott oder Buddha ausnützt, während der Letztere ein wirklich religiöser Mensch ist. Wenn sich jemand vor Gott oder Buddha niederwirft und andächtig betet, dann ist es von außen unmöglich zu beurteilen, ob sein Glaube echt oder falsch ist. Es hängt davon ab, ob wir Nutzen für uns selber, andere oder den Buddha suchen. Selbst ein Heiliger, welcher von vielen respektiert wird, könnte von subtilen egoistischen Motiven angetrieben sein.

KODO SAWAKI:
Wir müssen alle mit weit offenen Augen über unsere Motivationen nachdenken. Bevor wir es mitkriegen, setzen wir uns in Szene, um unsere Beliebtheit besorgt wie ein Entertainer. Wenn unsere Praxis eine Vorführung für ein Publikum ist, kann sie nicht Buddhadharma sein.

SHOHAKU OKUMURA:
Dieses Kapitel dreht sich wieder um die Verunreinigung in der tiefsten Geisteslage.

Selbst, wenn wir Gutes tun, können wir mit oder ohne Absicht unheilvolles Karma schaffen. Wir müssen unsere Motivation vorsichtig unter die Lupe nehmen. Es ist einfacher, verworrenes Karma zu identifizieren, wenn wir mit unheilvollen Taten andere beunruhigen, als wenn wir versuchen hilfreich zu sein; selbst wenn wir unser schlechtes Benehmen erst nicht erkennen, so werden es uns andere durch ihren Rat, Tadel, Ärger, oder Widerwillen wissen lassen. Aber wenn wir mit unseren guten Taten verworrenes Karma schaffen, dann sind die Leute meistens froh und loben uns, und wir sind unsererseits stolz auf unsere Handlungen. In solchen Fällen kann es sehr schwierig sein, die tiefe und subtile Ichsucht in unserer Gutmütigkeit zu erkennen. Deshalb ist das Praktizieren des Zazen zum Zweck der Reue signifikant. Im Zazen können wir uns nicht vor uns selbst verstecken. Wie es im Kanfugenbosatsugyohokyo steht, “Wer reuig sein will, soll aufrecht sitzen und der wahren Wirklichkeit achtsam sein.”

Als ich in meinen Dreißigern war, unterstützte ich meine Praxis für ein paar Jahre mit Betteln. Ich war der Verwalter in einem kleinen Tempel, saß Zazen, und hielt jeden Monat mit ein paar Leuten ein fünftägiges Sesshin. Ich arbeitete auch daran, Bücher von Dogen Zenji und Uchiyama Roshi vom Japanischen ins Englische zu übersetzen. Ich bettelte ein paar Mal im Monat und bekam kaum genug für Krankenversicherung, Energieversorgung, Telefon und Nahrung.

Während des Bettelns bekam ich manchmal Schuldgefühle. Menschen spendeten Geld, ohne zu wissen, wer ich war, oder was ich tat. Sie vertrauten einfach meinen buddhistischen Roben. Jenen, die mein Leben und meine Praxis unterstützten, keinen Gegendienst leisten zu können, war der Ursprung meines Schuldgefühls. Ihre Leben wurden durch mein Zazen und meine Übersetzung nicht bereichert. Japaner brauchen keine englischen Übersetzungen buddhistischer Texte.

Als ich einmal betteln war, sagte ein etwa zehnjähriger Junge zu mir, “Du willst Geld, nicht wahr?” Diese Frage wurde zu meinem Koan. Ich konnte es nicht verneinen, denn wenn ich bettelte, hoffte ich Geld zur Unterstützung meines Lebens und meiner Praxis zu erhalten. Aber wenn ich wirklich aufs Geld aus war, dann würde ich nicht betteln; ich kannte effizientere und leichtere Methoden, Geld zu machen.

Ich glaubte, ich machte Zazen und Übersetzung um des Dharma willen, und nicht für meinen eigenen Nutzen, aber ich wusste nicht, ob irgendjemand an Zen Texten Interesse haben würde, welche von einem japanischen Praktizierenden, der weder ein Gelehrter noch ein Berufsübersetzer war, ins Englische übersetzt wurden. Ich musste meine Motivation prüfen. War diese Lebensart wirklich für das Dharma, oder diente sie bloß zur Unterstützung von Aktivitäten, die auf meinen persönlichen Vorzügen basierten?

Jetzt, dreißig Jahre später, schätzen einige Leute meine Arbeit, also kann ich behaupten, dass meine damalige Tätigkeit einen Nutzen hatte, aber damals konnte ich das nicht wissen. Im Grunde genommen war meine Veranlassung gemischt: Ich hoffte, meine Arbeit würde von Nutzen sein, und sie gefiel mir. Der springende Punkt ist, dass man seine Motivationen ständig untersuchen muss. Sich selbst zu beurteilen ist sehr schwierig; wir glauben leicht, dass unsere Beweggründe gut sind, und wir können sogar von unseren guten Absichten berauscht werden. Aber im Zazen lassen wir auch diesen Glauben los—dass wir gut sind. Wir tun einfach was wir tun um seiner selbst willen.

© 2014 Shohaku Okumura. All rights reserved

Image: “Outstretched Hand” by Sarah Joy. Chalk & charcoal on cardboard [CC-BY-SA 2.0], via Flickr

Nur, wenn wir praktizieren

Extrahiert aus The Zen Teaching of Homeless Kōdō
English version: Only When We Practice

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KODO SAWAKI:
Die Religion dient nicht dazu, die äußere Welt zu verändern. Sie dient zur Transformation unserer Augen und Ohren, unserer eingefahrenen Art der Wahrnehmung und des Denkens.

KOSHO UCHIYAMA:
Es gab einen Mann, welcher sich seltsam benahm, wenn er zu viel Sake trank. Wann immer er betrunken war, wollte er über Zazen reden. Als dieser Mensch Antaiji zum ersten Mal besuchte und Sawaki Roshi sprechen wollte, erlaubte ich es, denn ich wusste nichts von seiner Gewohnheit. Was der Mann erzählte, war vollkommen zusammenhangslos; er plapperte einfach nur. Weil ich Sawaki Roshi nicht ermüden wollte, überzeugte ich mit großer Mühe den Besucher, sich zu entfernen.

Als er das nächste Mal kam und Sawaki Roshi sprechen wollte, erinnerte ich mich an den letzten Besuch, und bemerkte an seinem Atem, dass er betrunken war. Ich verweigerte die Besprechung mit Sawaki Roshi und empfing ihn stattdessen selbst. Wieder begann er dieses und jenes über Zazen zu sagen, also sagte ich: “Wenn Sie über Zazen reden möchten, kommen Sie zurück, wenn Sie nüchtern sind. Wenn Sie Zazen sitzen, dann öffnet sich die Welt des Zazen ohne Ihre Worte. Wenn Sie betrunken sind, dann findet alles, was Sie sagen, innerhalb der Welt des Trinkens statt. Alles, was Sie jetzt sagen, ist nur ein Trinkspiel.”

KODO SAWAKI:
Ishikawa Goemon, der berühmte Dieb, dessen Familienname “Steinfluss” bedeutet, sagte in einem Vers, “Selbst wenn die Sande des Strands oder der Steinfluss erschöpft sind, so wird in dieser Welt die Diebessaat nie beseitigt werden. ” Das bedeutet, dass die Diebesnatur das gesamte Universum durchdringt. Und dennoch werden wir nicht zu Dieben, es sei denn wir imitieren Goemon und stehlen. Buddha-Natur durchdringt ebenso das gesamte Universum, aber Sie werden nie ein Buddha, bis Sie den Buddha imitieren und praktizieren. Wir sind nur dann Buddhas, wenn wir die Praxis Buddhas praktizieren.

Religion ist keine Idee. Sie ist etwas, das wir praktizieren. Unsere Religionsausübung muss echt sein. Sie dient nicht als Beweis unserer Rechtschaffenheit.

SHOHAKU OKUMURA:
In seiner ersten Lehre sagte Shakyamuni, er habe den Weg der Mitte gefunden. Dieser Weg der Mitte war der Edle Achtfache Pfad: Rechte Einsicht, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Bemühung, rechte Achtsamkeit und rechte Konzentration. Er lehrte diesen Weg als die letzte der Vier Edlen Wahrheiten – der Weg zur Beendigung von Leid.

An dem Tag, an dem der Buddha ins Nirwana einging, fragte der wandernde Asket Subbadha, “Es gibt unterschiedliche Lehrer der Religion. Sie lehren ihren Schülern verschiedene Lehren. Haben sie alle ihr Verständnis durch ihre eigene Weisheit erlangt, oder hat keiner von ihnen Verständnis, oder haben einige von ihnen Verständnis und andere nicht?”

Der Buddha mahnte Subbhada, sich nicht in metaphysischer Spekulation zu verfangen, sondern in der Wahrheit zu leben. Er sagte, “Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, ob sie alle Verständnis durch ihre eigene Weisheit erlangt haben oder nicht. Wo der Edle Achtfache Pfad nicht gefunden wird, dort gibt es keine erleuchteten Praktizierenden. Wo der Edle Achtfache Pfad gefunden wird, dort gibt es erleuchtete Praktizierende. Würden die Mönche korrekt leben, gäbe es keinen Mangel an erleuchteten Menschen.”

Shakyamuni lehrte, wie man den Weg der Mitte lebt, frei von Extremen der Genusssucht und Kasteiung. Um den Weg der Mitte zu erklären, wurden danach philosophische Systeme in verschiedenen buddhistischen Schulen gegründet. Viele Menschen studierten einfach diese Philosophien, ohne eigentlich den Edlen Achtfachen Pfad zu leben. Solche Menschen sind wie Kassierer, die das Geld anderer Leute zählen.

Über Zazen zu lesen ist dasselbe—wie das Geld anderer Leute zählen, oder Kochrezepte studieren, ohne zu kochen oder zu kosten. Medizin mit Hunderten Nutzen kann uns nicht heilen, wenn wir nur darüber lesen.

© 2014 Shohaku Okumura. All rights reserved.